VAEGABOND - Kambodscha! Das Paradies? Oder doch nicht?

Nach all den Offroad Pisten, Bergen und vielen Höhenmetern im letzten Jahr durch das Himalaya Gebirge Nepals und Indiens, haben wir uns so sehr ins Flachland gewünscht, nach Sand und Meer. Nach etwa 40.000km und 4,5 Jahren Fahrrad Weltreise haben wir dies nun in Südost Asien gefunden. Nach einem Monat Vietnam überquerten wir nun im Süden die Grenze zu Kambodscha, dem 24. Land unserer Radreise. Hier gibt es Sonne und Meer bis zum abwinken, aber irgendwie nicht die Ruhe und Idylle, die wir uns erhofft haben – oder doch? Abzocke, Müllstrände und Party ohne Ende, oder doch noch ein Stückchen Paradies? Lies in unserem Reiseupdate, was wir diesen Monat in Vietnam und in Kambodscha alles erlebten!
Was uns in Vietnam definitiv vor eine Herausforderung gestellt hat, war die Suche nach einem Zeltplatz. Offensichtlich sind wir immer wieder fündig geworden, aber dafür durften wir nicht wählerisch sein. Auf der einen Seite ist Vietnam ein super Reiseland! Die Menschen sind sehr freundlich, es gibt zahlreiche schöne Tempel, viel kulturell zu entdecken und das Essen ist richtig lecker und auch noch richtig preiswert. Allerdings ist Vietnam dicht besiedelt und nicht bebauter Platz wird für den Reis- oder Gemüse Anbau genutzt. Die einzigen freien Quadratmeter befanden sich oft nicht weit vom lauten Verkehr oder zwischen brennenden Müllhaufen. Wir befanden uns in der Nähe von Hà Tien. Dort wollten wir eine Radlpause einlegen, bevor es über die Grenze nach Kambodscha ging. Wir hätten gern am Strand gezeltet, allerdings gabs da keinen Schatten und natürlich sehr viel Sand. Sobald wir eine Tasche geöffnet hätten, wäre viel davon darin gelandet.
Kurz vor dem Strand entdeckten wir zwischen zwei Häusern einen kleinen schattigen Kokosnuss Wald. Wir fragten, ob wir dort zelten dürfen und konnten sogar die Toilette benutzen. Im Restaurant nebenan konnten wir all unsere elektronischen Geräte laden und am nächsten Tag auch mit unseren Laptops arbeiten. Jackpot. Als wir gerade in der Hängematte den Tag Revue passieren ließen, knackte es ohrenbetäubend. Nur 2 Meter von uns entfernt fiel ein dicker Ast zu Boden. Dies blieb nicht unbemerkt, denn die Nachbarn standen sofort mit einem Korb in der Hand neben dem Ast. Ahhh, Mangos. Grinsend boten uns die Nachbarn ein paar an und schon standen wir in ihrem Hof mit einem schweren Steinmörser in der Hand und stampften uns unseren Dip dazu. Denn die noch grünen, etwas sauren Mangos werden hier sehr gerne mit Chili und Salz gegessen, das gibt nochmal die ganz besondere Note.
Am nächsten Abend wollten wir nach Kambodscha radeln, als wir unvermittelt von der vietnamesischen Polizei besucht wurden. Sie waren sehr freundlich, wollten die Pässe sehen, waren aber sehr um unsere Sicherheit besorgt. Es half nichts, wir mussten umziehen. In nur 3km wäre ein Gasthaus, dass sie uns sogar bezahlen wollten. Es war schon dunkel und wir sagten, dass wir mindestens 45min brauchen, bis wir unser Sack und Pack wieder in unseren Fahrrad Taschen verstaut hätten. Die Freude uns überzeugt zu haben, diesen „gefährlichen Ort“ zu verlassen, überwog wohl. Gut, die 3km entpuppten sich letztendlich als etwa 6km, aber das kannten wir ja schon. Wir als Radfahrer wussten um die Bedeutung jeden Kilometers im Sattel, bei anderen wurden Entfernungen selten so genau genommen… Aber wir hatten ein
tolles Zimmerchen und so unverhofft nochmal eine tolle Dusche, vor dem Aufbruch in ein neues Land.
Wir erreichten die Grenze zu Kambodscha und anstatt 30$, wollte der Beamte 37$ pro Person für unsere Visa. Natürlich in lupenreinen, sauberen Scheinen. Wir durchschauten das Spielchen und sagten, dass er uns dafür eine Quittung ausstellen muss. Oh, eine Quittung? Hat er gerade nicht! Also blieb es bei den offiziellen 30$. Im Nebenzimmer wurde uns ein Wisch mit Gesundheitsinformationen ausgestellt, für den wir 1$ pro Person zahlen sollten… Natürlich haben wir freundlich gelächelt und nicht gezahlt. Korruption unterstützen wir nicht! Gleich an der Grenze haben wir seit langer Zeit auch wieder Touristen gesehen, so viele wie schon seit einem halben Jahr nicht mehr. Einer davon war sogar ein Radreisender, mit dem wir die ersten Kilometer im neuen Land zurücklegten und einen schönen Abend hatten.
In Kambodscha hatten wir schon weitaus mehr Möglichkeiten unser Zelt aufzustellen. Wir wollten ans Meer, direkt dort, wo man einmal reinhüpfen konnte. Das Meer war nicht ganz so zugänglich, aber für die erste Nacht kein Problem. Ein paar Kambodschaner lümmelten auf kleineren Plattformen mit Sonnenschutz in ihrer Hängematte. Sah nach einem guten Ort zum Schlafen für uns aus. Als wir unsere Taschen auspackten, bekamen wir auch gleich Besuch. Leider von einer Frau, die uns 10$ abkassieren wollte. Wir gaben nicht auf und wanderten vom Schattenplatz ca. 1 Meter daneben auf die Freifläche, dort war das campieren anscheinend kostenlos.
Wir radelten weiter entlang der Küste von Kambodscha und machten einen abgelegenen Strand mit Bäumen aus. Vereinzelt gab es ein paar Buden, die Wasser, Bier und Essen anboten. Das günstigste Gericht lag bei 5$, wir hatten allerdings schon gute Portionen für etwa 1.50$ pro Teller gegessen und kannten entsprechend die echten Preise. Ein Platz für unser Zelt haben wir leicht gefunden, sah eigentlich schön aus hier. Das Einzige, was die Szenerie total zerstörte, war der ganze Müll um uns herum. Wir sind ja einiges aus Indien gewohnt, aber schrecklich ist das trotzdem! Wir statteten gerade unser Zelt mit Matte und Kissen aus und hatten die Hängematte aufgehängt, als direkt neben uns ein Pick-Up parkte. Seit dem Iran waren wir immer erstaunt, wie viele Menschen in ein einziges Auto passten. Die Großfamilie mit etwa 10 Personen hatte in Null Komma Nichts eine Plane zum sitzen ausgebreitet, Hängematten aufgehängt und schon wurde die Kühltruhe angeschleppt und Essen verteilt. Natürlich durfte auch ein Lautsprecher mit rhythmischen Beats nicht fehlen. Ehe wir uns versahen, wurden wir heran gewunken und uns wurde ein eiskaltes Bier in die Hand gedrückt. Sogleich wurden Plastikschüsseln mit Nudeln, gegrilltem Fleisch, Meeresfrüchten und Früchte verteilt. Zwar sprachen wir alle nicht eine gemeinsame Sprache, trotzdem funktionierte die Kommunikation mühelos, wir hatten richtig Spaß und das Essen schmeckte herrlich.
Mittlerweile füllte sich der Strand mit Einheimischen, die dem Beispiel unserer Gruppe folgten. Genauso schnell, wie unsere Familie gekommen war, so schnell war sie auch wieder weg. Und hinterließ, zwar geordnet in Plastiksäcken, ihren Müll, den aber der nächste Wind verteilen würde. Wir waren nicht lange allein und wurden von der nächsten Gruppe eingeladen. So ging das die nächsten 3 Tage. Es war zwar lustig und schön, aber doch irgendwie anstrengend und gar nicht erholend, wie wir geplant hatten. Eigentlich wollten wir Ruhe und jeder Mal Zeit für sich nehmen… Wir stritten uns ganz schön und beschlossen dann, am nächsten Tag unser Glück am
nächsten Strand zu versuchen. Dieser Strand war viel schöner und vor allem sauberer. Das Beste, hier gab es sogar öffentliche Toiletten und Duschen, die man kostenlos nutzen konnte. Endlich wieder eine Dusche! Das Manko: auch dieser Strand war beliebt bei den Einheimischen und wir wurden wieder aufs Neue auf Bier und herrliches Essen eingeladen. Auch das war super schön, aber eben nicht erholsam.
Dann kam der nächste Tag und alles sollte anders werden. Wir hatten den Besitzer eines Resorts auf einer Insel kennengelernt. Das Resort war zwar gerade geschlossen, aber wir konnten dort für ein paar Tage bleiben. Er holte uns mit dem Boot ab und wir kutterten auf ein kleines Paradies zu. Wunderschön! Das türkis blaue Wasser. Der helle Sandstrand. Und keine Menschenseele. Wir konnten es nicht fassen. Die Anlage befand sich noch zum Teil im Bau, aber man konnte die Liebe, die darin hineingesteckt wurde, deutlich spüren. Wir bekamen unser eigenes Bungalow und hatten sogar ein eigenes Bad darin. Mit sowas hatten wir wirklich nicht gerechnet. Wir unternahmen eine Wanderung, die zum Teil durch den Dschungel führte. Schmetterlinge, so groß wie eine Handfläche, flogen an uns vorbei und wir entdeckten eine Kragenechse, die von einem zum anderen Baum segelte. Hier soll es auch Schlangen und giftige Spinnen geben, denen wir aber zum Glück nicht begegneten. Ziel unserer Wanderung war ein großer Fels an der Küste, von dem man gut 7m ins Meer hüpfen konnte. Nicht weit davon entfernt, schnorchelten wir und sahen nicht nur bunte Fische, riesige Seeigel, giftgrüne Korallen und gelbe Seeanemonen, sondern auch eine riesige Muschel. Ihre gigantischen gewellten Lippen waren lila und rosa gestreift.
Das Einzige was das noch toppen konnte, war ein Mitternachtsausflug mit dem Kanu. Nicht weit von unserem Camp entfernt stießen wir flächenweise auf fluoreszierendes Plankton. Jedes Mal, wenn man das Paddel in das Wasser tauchte, leuchtete das Wasser grün-blau. Es war wie im Film Avatar, wirklich magisch. Wir sind wirklich so dankbar, dass wir diese Erfahrungen alle machen durften! Allerdings sind wir dann doch nicht den ganzen Tag am Strand gelegen, wie man vielleicht meint. Wo es Strom und Internet gibt, nutzen wir jede Gelegenheit zum Arbeiten und haben demnach wieder neue Reisedokus, Beiträge und noch viel mehr produziert. Zumindest war dies eins der schönsten Arbeitsplätze, die wir je hatten Und endlich Ruhe! Ja. Nach den vielen fiesen Höhenmetern durch das Himalaya Gebirge, hat sich unser Wunsch dann doch noch erfüllt. Sonne, Meer, Ruhe. Leider mussten wir feststellen, dass durch ein neues Update unsere Newsletter Funktionen in letzter Zeit öfter eingeschränkt waren. Das hatte zur Folge, dass sich niemand für unseren Newsletter anmelden konnte. Mittlerweile konnten wir das Problem beheben und alles funktioniert wieder! Falls du auch gerne etwa 1x im Monat über Neuigkeiten, neuen Content, Inspirationen, Aktionen oder Veranstaltungen lesen möchtest, trage dich gerne hier ein: https://mautic.vaegabond.com/reisepost-subscribe
Wir haben nur noch wenige Tage hier in Kambodscha, dann läuft unser Visum aus und wir radeln schon durch das nächste Land. Übrigens könnt ihr unsere Route auch genau nachradeln. Alle originalen GPX-Daten haben wir hier zum Download für euch aufbereitet.
Liebe Grüße Melli & Dani
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